Abschied von einem "Stück Stadtgeschichte"

Veröffentlicht am 28.06.2013 in Kommunalpolitik

NW vom 28.07.2013, von Karsten Schulz

Kontroverse Diskussion über die Zukunft der Ostlandschule im Hauptausschuss

Grundsätzlich alle Mitglieder des Hauptausschusses taten sich schwer, den Grundsatzbeschuss zum Abriss der Ostlandschule zu fällen (die NW berichtete gestern). Auch diejenigen, die letztendlich dafür gestimmt haben. 

Auf Seiten der Abrissgegner taten sich vor allem Kulturausschuss-Vorsitzender André Stargardt (SPD) und Grünen-Fraktionschef Andreas Sültrup hervor. "Das geht mir viel zu ratzfatz. Warum überlegt man sich nichts Anderes? Gibt es keine Alternativen? Die Gebäudesubstanz ist doch im Gegensatz zur Martinsschule noch in Ordnung", so der Grüne.

Stargardt verwies in der Diskussion auf die Geschichte der Stadt Espelkamp. Er stellte sich selbst die Frage, warum er als jüngstes Mitglied des Ausschusses auf die Geschichte der Stadt Espelkamp hinweisen müsse. Im SPD-Ortsverein Espelkamp seien viele alte Espelkamper Mitglied, die diese Entscheidung so sicherlich nicht verstünden. Er appellierte an die Ratsmitglieder der übrigen Fraktionen, eine "offene und faire Diskussion über diese wichtige Entscheidung mit der Bevölkerung zu führen". Außerdem könne er so nicht erkennen, welche Folgekosten auf die Stadt zukommen. "Über eine solch wichtige Entscheidung würde man in jeder Ortschaft trefflich streiten. Diese Möglichkeit müssen wir auch in der Innenstadt nutzen." Bürgermeister Heinrich Vieker erwiderte, dass der Bürgerentscheid nun einmal so ausgegangen sei. Außerdem könne die Stadt erst dann konkrete Verhandlungen mit möglichen Investoren aufnehmen, wenn das Gebäude konkret zur Verfügung stehe. 

Paul-Gerhard Seidel von den Unabhängigen kann nicht erkennen, über was er mit der Bevölkerung diskutieren solle. "Wir haben doch gar nichts anzubieten und ich sehe hier auch keine Diskussionansätze mehr", so der Unabhängigen-Sprecher. Natürlich mache es keinen Spaß eine solche Schule abzureißen, das sei doch ganz klar. Er sehe dennoch "keine vernünftige, realistische Alternative dazu". FDP-Ratsfrau Gisela Vorwerg wird ebenfalls deutlich: "Das hat doch etwas mit Abschied zu tun. Für mich ist diese Schule ein Stück prägender Stadtgeschichte. Wir können dann nur noch in Fotografien auf diese Schule hinweisen." Sie stimme zwar zu, aber es "tut mir sehr leid". 

CDU-Ratsfrau Christel Senckel machte sich Sorgen um die Kunstwerke in der Ostlandschule. Beispielsweise um den Brunnen von Rudolf Weber. Bürgermeister Heinrich Vieker und Stadtoberbaurat Heiner Brochhagen versuchten da zu beruhigen: Alle historisch relevanten Einbauten und Kunstgegenstände sollen gesichert und später der Bevölkerung an anderer Stelle wieder zugänglich gemacht werden.

Sowohl SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhard Bösch als auch Grünen-Sprecher Andreas Sültrup widersprachen Bürgermeister Heinrich Vieker in Sachen Bürgerentscheid. Der jetzt anstehende Grundsatzbeschluss zum Abriss der Ostlandschule und die spätere Nutzung des Grundstückes habe nicht im Zusammenhang mit der Frage gestanden, ob die Ernst-Wiechert-Hauptschule als Grundschule geeignet sei oder nicht. Alle waren sich darin einig, unbedingt mit den Vereinen Kontakt aufzunehmen, die die Turnhallen von Ostland- und Ina-Seidel-Schulen nutzen. "Das ist längst geschehen", so der Bürgermeister.