Debatte um neue Schulform

Veröffentlicht am 26.11.2010 in Schule und Bildung

Quelle: RP-Online

Gemeinschaftsschule im Brennpunkt

Die neue Gemeinschaftsschule in Nordrhein-Westfalen stößt bei Experten und Beteiligten auf ein geteiltes Echo. Dies wurde am Mittwoch bei einer Anhörung im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags deutlich.

Positiv fiel die Stellungnahme der Landeselternkonferenz aus: "Mit ihrer Durchlässigkeit hält die Gemeinschaftsschule lange alle Wegen offen und berücksichtigt die unterschiedlichen Entwicklungsstände von Kindern." Die neue Schulform wie CDU und FDP als Einheitsschule zu bezeichnen, sei "billige Rhetorik". Auch die Lehrer- und Bildungsgewerkschaften begrüßten mehrheitlich die Reformpläne der rot-grünen Minderheitsregierung, ebenso einige Wissenschaftler.

Der Münchener Bildungsforscher Kurt Heller lehnte sie dagegen ab. "Mir sind keine belastbaren Dateninformationen bekannt, die die erhofften Vorteile einer Gemeinschaftsschule gegenüber dem gegliederten Schulsystem belegen", sagte Heller.

50 Kommunen haben Interesse

Am vergangenen Mittwoch hatte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) im münsterländischen Ascheberg die erste Gemeinschaftsschule genehmigt. Laut der Ministerin gibt es derzeit rund 50 Kommunen, die Interesse an der Einrichtung einer solchen Schule haben. Weitere Genehmigungen sollen im kommenden Jahr erteilt werden. Mit dem neuen Schultyp, der zunächst im Rahmen eines Schulversuchs erprobt wird, sollen längeres gemeinsames Lernen sowie eine wohnortnahe Schulversorgung in verschiedenen Bildungsgängen sichergestellt werden. Der Schulversuch ist auf sechs Jahre angelegt.

Umstrukturierung bis 2015

Bis 2015 sollten möglichst 30 Prozent der weiterführenden Schulen Gemeinschaftsschulen sein. Die Gemeinschaftsschule ist eine Ganztagsschule, die gymnasiale Standards mit einschließen soll. In den Klassen 5 und 6 findet demnach für alle Schülerinnen und Schüler gemeinsamer Unterricht statt. Ab Klasse 7 werden entweder integrierte Lernkonzepte weitergeführt oder es wird nach Bildungsgängen differenziert. Am Ende der Klasse 10 können alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I erreicht werden. Jede Gemeinschaftsschule ist mit einer Sekundarstufe II verbunden. Das kann eine gymnasiale Oberstufe am Standort sein, ein Oberstufenzentrum oder eine Kooperation mit Gesamtschule, Gymnasium oder Berufskolleg.