Eltern fordern umfassende Beteiligung

Veröffentlicht am 14.06.2012 in Schule und Bildung

Runder Tisch in der Waldschule: Heftige Kritik am Vorgehen von Rat, Verwaltung und Kirche

Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB).

»Ich finde es eine Frechheit, dass wir nicht gefragt werden.« Dies ist nur ein Zitat von Elternvertretern, die sich am Dienstagabend zum Thema Schulentwicklung in Espelkamp während eines runden Tisches enttäuscht über die Vorgehensweise von Politik, Kirche und Verwaltung geäußert haben.

Eingeladen hatten Detlef Schmalgemeier und Marion Rosenbohm von der Schulpflegschaft der Waldschule. Diesem Ruf waren etwa 30 Eltern und Elternvertreter von Grund- und weiterführenden Schulen gefolgt. Auch einige Ratsmitglieder waren zugegen, und die durften sich allerhand Kritik an dem Vorgehen und der Informationspolitik der beteiligten Institutionen anhören.
Einer der Hauptkritikpunkte war, dass die Eltern bei der Entscheidungsfindung zur Schulentwicklung bislang nicht gefragt wurden. So ist zum Beispiel die von der Politik und dem Schulentwickler Dr. Detlef Garbe versprochene aber bislang nicht vorgenommene Elternbefragung Thema gewesen. Eine Mutter sagte: »Ich finde es eine Frechheit zu sagen, wir machen eine Elternbefragung. Jetzt aber haben wir Juni und es ist nichts passiert.« Ein Familienvater verstand die Eile nicht, mit der die neue Schulform installiert werden soll. »Hier versucht man, so ein Ding in einem Jahr hochzuziehen - und das ohne die Eltern. Und wir müssen unsere Kinder irgendwo unterbringen.«
Auch die Ungewissheit über die neue Sekundarschule war während der etwa dreistündigen Sitzung allgegenwärtig. »Momentan spekulieren wir über eine Schulform, die wir nicht kennen«, sagte ein Familienvater.
Detlef Schmalgemeier, der die Leitung des Runden Tisches inne hatte, versuchte die Meinungen, Anregungen und Fragen zu sortieren, und erklärte, dass es zwei Möglichkeiten gebe, wie die Eltern zum Ratsbeschluss der Sekundarschule stehen könnten. Entweder könne man gegen den Beschluss angehen oder man sage: »Die Sekundarschule kommt. Aber wir als Eltern wollen uns sehr viel mehr einbringen und entscheiden, wie die Schule aussehen kann«.
 

Die Forderungen der Elternvertreter wurden deutlich formuliert: Sie fordern eine umfassende Beteiligung bei der Gestaltung einer Sekundarschule und bei der Erarbeitung des pädagogischen Konzeptes. »Die Kinder sollen doch im Vordergrund stehen«, betonte Anja Lückemeier als Vertreterin der Grundschul-Eltern. Sie sprach sich dafür aus, ein Konzept so schnell wie möglich zu erarbeiten - mit den Eltern, »damit wir vor der Anmeldung unserer Kinder wissen, wo es hingeht«. Dabei könne egal sein, wer der Träger ist. »Die Kinder stehen doch im Mittelpunkt. Es soll ihre Schule werden und zum Teil auch unsere Schule.«
 

Darüber hinaus forderten die Eltern, dass bei einer Schule in kirchlicher Trägerschaft alle Kinder an der Schule aufgenommen werden müssten. Und der Verbleib der Lehrer an Haupt- und Realschule müsse gesichert sein. Kein Lehrer dürfe hinten runterfallen. »Wenn sie das nicht erfüllen, dann werden sich die Eltern wehren«, hieß es.
Einigen Anwesenden war gar nicht bewusst, dass der Rat bereits die Einrichtung einer Sekundarschule beschlossen hat. Wolfgang Teckenburg, Schulpflegschaft der Birger-Forell-Realschule, zeigte sich überrascht und schlug vor, diesen Ratsbeschluss per Bürgerbegehren nach Paragraph 26 der Gemeindeordnung zu kippen. »Ich wehre mich dagegen, einen so monolithischen Block dahinzustellen«, bezog sich Teckenburg auf die Sekundarschule. Er sprach sich für die Errichtung einer Gesamtschule aus und bezeichnete die Sekundarschule als »Gesamtschule light«.
Auch einige Eltern erklärten, dass sie es sich vorstellen könnten, im Falle einer Espelkamper Sekundarschule ihre Kinder nach Hille oder Rahden zu schicken. Statt des Drei-Klassen-Lernens käme es durch die Sekundarschule zu einem Zwei-Klassen-Lernen.
Nun ergriff Heinz Vahrenhorst, Ratsmitglied der Unabhängigen, das Wort und erklärte, dass die zurückgehenden Anmeldezahlen an den Hauptschulen eine Schulreform notwendig mache. Fritz Sandkröger, ehemaliger Leiter der Waldschule, fügte an, dass die Entscheidung über die Schulform gefallen sei. Aber an die Eltern gewandt sagte er. »Ihr müsst in schärfster Form die Vorgehensweise von Rat und Verwaltung kritisieren.« Die Trägerschaft sei zudem nicht ganz unwichtig. Sollte diese an die Kirche gehen, sei es wichtig, dass die Stadt Forderungen stelle. »Sonst macht die Kirche, was sie will.« Die Mitbeteiligung der Eltern in all diesen Fragen müsse »massiv und effizient sein«. Auch wenn Eltern damit drohten, ihre Kinder in Schulen anderer Gemeinden zu schicken. »Es werden nicht massenhaft die Eltern ihre Kinder in die auswärtigen Schulen schicken. Ihr müsst das Recht der Mitbeteiligung einklagen«, sagte Sandkröger.
In einer öffentlichen Veranstaltung wollen die Eltern nun Vertreter von Verwaltung, Politik und Kirche einladen um Klarheit über die Sekundarschule, über das Konzept und die weitere Vorgehensweise zu erlangen.
Termin für diese Veranstaltung, die von Fritz Sandkröger moderiert werden soll, und zu der neben den Eltern auch die Espelkamper Schüler sowie die Vertreter von Rat, Verwaltung und der evangelischen Landeskirche eingeladen sind, soll Montag, 25. Juni, ab 19.30 Uhr an der Waldschule sein. Die Veranstaltung steht unter dem Motto: »Mitbestimmungsbegehren der Eltern bei der Gestaltung der neuen Schule.«