Ende der Martinsschule ist besiegelt

Veröffentlicht am 11.06.2010 in Schule und Bildung

Förderschulverband beschließt mehrheitlich Gespräche mit Pestalozzischule und dem Kreis aufzunehmen

Espelkamp (Kas).

Mehr als anderthalb Stunden debattierten die Mitglieder des Förderschulverbandes der Martinsschule, die von den Städten Espelkamp und Rahden und der Gemeinde Stemwede getragen wird, über den Fortbestand der Schule selbst. Am Ende gab’s angesichts dieses wichtigen Grundsatzbeschlusses nur eine Mehrheitsentscheidung :Mit elf gegen sieben Nein-Stimmen setzten vor allem die CDU-Mitglieder im Verband durch, Gespräche mit der Pestalozzischule und dem Kreis Minden-Lübbecke mit dem Ziel zu führen, die Martinsschule mit Ablauf des Schuljahres 2010/11 zu schließen. Im Hinblick auf den Förderschulverband wird eine geordnete Auflösung des Verbandes oder eine Verschmelzung mit dem Förderschulverband Lübbecke angestrebt.

Während der Debatte gab’s jedoch einige Kontroversen. Vor allem Friedrich Schepsmeier und Wilhelm Riesmeier (beide SPD) sowie Rahdens Bürgermeister Bernd Hachmann (CDU) wollten diesen „Fallbeil’“-Beschluss, wie es Schepsmeier formulierte, so (noch) nicht durchgehen lassen.
Schepsmeier hatte einen Beschluss formuliert, der vor allem die Jahreszahl ausließ und auch noch nichts von Schließung beinhaltete.
Er stellte andere Optionen in den Raum: Möglicherweise eine Verschmelzung mit Lübbecke oder einen Verbund, wie es ihn schon bei den Grundschulen gibt. Er plädierte außerdem dafür, das Projekt Kompetenzzentrum, zu dem auch die Martinsschule gehört, erst auszuwerten und es sogar um den Lübbecker Bereich zu erweitern. Außerdem appellierte der SPD-Politiker an die anwesenden Kollegen,die „pädagogischen Fragen“ nicht außer Acht zu lassen „Wie soll es nach der Schließung der Martinsschule weitergehen? Müssen die Kinder, die nach wie vor eine Förderschule benötigen, von Stemwede quer durch den Altkreis bis nach Lübbecke kutschiert werden? Machen wir da nicht gute und funktionierende Strukturen kaputt? Auch Wilhelm Riesmeier erschien die Angelegenheit als „zu einseitig“. Er favorisiert eine kreisweite Lösung und eine Ausweitung des Kompetenzzentrums Förderschulen auf den gesamten Kreis.

CDU-Vertreter und Bürgermeister Bernd Hachmann zeigte sich zunächst „total verwirrt“ nach einigen Äußerungen Siegfried Lieskes, Dezernent für Sonderpädagogik und leitender Regierungsschuldirektor bei der Bezirksregierung Detmold Dieser stellt unmissverständlich klar, dass die Untergrenze für einen Schulbetrieb bei 72 Schülern liegt. Er riet dringend zu einer Kooperation wenn nicht sogar zu einer Fusion mit der Lübbecker Pestalozzi-Schule. „Wollen Sie denn erst so lange warten, bis Sie angesichts der Schülerzahlen mit dem Rücken zur Wand stehen?“, appellierte er an den Fachverband und auch an die Schulleitung und das Kollegium der Martinsschule. Ein Kompetenzzentrum brauche eine gewisse Größe, um vernünftig arbeiten zu können, so der Detmolder Beamte. Außerdem stellte er noch einmal klar, dass es um das „Wohl der Kinder geht“. Die UN-Charta müsse ernst genommen. Jedes Kind habe dasRecht auf Inklusion in den normalen Unterricht einer Regelschule. Das sei das Ziel aller Bemühungen. Hachmann stellte genau dies in Frage. Er bezweifelte, das in den großen Klassen der Regelschulen die Kinder mit Förderbedarf adäquat weiterkommen. „Wie stelle ich da die richtige Beschulung sicher?“, fragte er die Anwesenden.

Klartext sprach Bürgermeister Heinrich Vieker (CDU zum Schluss: „Wir können diese Angelegenheit nicht mehr auf die lange Bank schieben. Es steht die Sanierung der Martinsschule an. Das kostet mindestens 1,9 Millionen Euro. Die Pestalozzischule steht zur Hälfte leer, die Martinsschule zu drei Viertel. Wir sollten das Geld besser in die Kinder stecken statt in Gebäude.“