Ewi Rahe siegt im zweiten Anlauf

Veröffentlicht am 14.05.2012 in Wahlen

NW vom 14.05.2012

VON KERSTIN KORNFELD

Als schon fast alle Stimmbezirke ausgezählt waren, konnte es Ewi Rahe (SPD) immer noch nicht fassen, zu tief saß der Schrecken der Landtagswahl vor zwei Jahren. Damals trennten ihn zum Schluss nur knapp 1,2 Prozentpunkte von seinem CDU-Gegenkandidaten Friedhelm Ortgies, nachdem es am Anfang noch gut für ihn ausgesehen hatte. Aber dieses Mal verfestigte sich die Tendenz: Der Hüllhorster lag zum Schluss 4,3 Prozentpunkte vor dem Rahdener und holte den Wahlkreis Minden-Lübbecke I (Lübbecker Land, Hille und Petershagen).


Da ließ es der Kandidat der Piraten weitaus gelassener als Rahe angehen. Als die NW ihn um 20.15 Uhr anrief, hatte er noch nicht einmal in seinen Computer geschaut, um sehen zu können, dass er bei den Erststimmen an dritter Stelle lag ? vor Jürgen Friese und Malte Rötz: Luzian Junkereit kam gerade vom Angeln.


Fast sechs Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahren haben die Polit-Aufsteiger im nordwestlichen Mühlenkreis bei den Zweitstimmen geholt. Und noch mehr haben die Christdemokraten verloren: minus 6,48 Prozentpunkte. Jubel dagegen bei der SPD: Sie legte wie die FDP um knapp 2 Prozentpunkte zu. Bei den Grünen gab´s leichte Verluste, sie sind aber immer noch drittstärkste Partei. Die Linken spielen kaum noch eine Rolle: Sie verloren zwei Drittel ihrer Wähler.


Im Kreishaus Minden hatten sich gestern Abend Vertreter von SPD, CDU und Grünen versammelt. Kai Abruszat, Spitzenmann der FDP in Ostwestfalen und als Landtagsabgeordneter über seinen guten Listenplatz wieder nach Düsseldorf katapultiert, war dort geblieben. Er wolle Christian Lindner unterstützen, sagte er zur NW. Wohl auch beim Feiern. "Ein so hohes Ergebnis habe ich nicht erwartet." Die FDP sei bereits zu Unrecht beerdigt worden.
Als kurz nach 18 Uhr die ersten Prognosen auf der Leinwand im Kreishaus zu sehen waren, freute sich die SPD nicht nur über ihren Sieg im Land, sondern ziemlich schnell über den wahrscheinlichen des Genossen Ewi Rahe. "Bei dem Ergebnis kann er es schaffen", prognostizierte Bodo Böke (Lübbecke).

Er habe einen „Graswurzel-Wahlkampf“ gemacht, kommentierte Rahe. „Aber der Landestrend hat auch eine große Rolle gespielt.“ Wenn man mit 53 Jahren noch einmal beruflich etwas Neues anfangen könne, sei das eine großes Sache.
 


Enttäuscht reagierte Kirstin Korte (CDU) , die im Wahlkreis 89 (Minden, Porta Westfalica, Bad Oeynhausen) fast 20 Prozentpunkte weniger als ihre SPD-Gegenkandidatin Ingrid Howe geholt hat, die zum vierten Mal in den Landtag einzieht. „Das ist eine äußerst bittere Niederlage“, sagt die CDU-Kreisvorsitzende. Aber schließlich habe sie den Wahlkampf auf der ehrenamtlichen Schiene gefahren, während Howe einen Mitarbeiterstab hinter sich habe.


Steffen Kampeter, CDU-Bundestagsabgeordneter, argumentierte mit dem Landestrend: „Gegen den konnten wir nicht ankämpfen.“ Er war um 19.10 Uhr bereits auf dem Weg von Berlin nach Hause: „Wahlpartys bei Verlierern sind immer relativ schnell vorbei.“


Der Wahlkampf habe von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden, sagte Friedhelm Ortgies. „Norbert Röttgen hätte sich klar ausrücken müssen, in Düsseldorf zu bleiben. Das hat er nicht getan.“


Die beiden CDU-Kandidaten Ortgies und Korte ziehen trotz ihrer Niederlage über die Landesliste in den Landtag ein. Sie haben mit den Plätzen 19 und 24 den Fahrschein gelöst