Expertin fordert ein Baumkataster

Veröffentlicht am 16.10.2012 in Umwelt

WB vom 16.10.2012

Von Jan Lücking
 

Susanne Bartens-Korn und die Baumfreunde kritisieren die Pflanzenpflege in der Stadt


Ein Blick genügt der Baumpflegerin und Gartentechnikerin Susanne Bartens-Korn und sie weiß, was den Bäumen auf dem Wilhelm-Kern-Platz und an der Breslauer Straße fehlt.

Bartens-Korn ist Mitglied der Baumfreunde und hat während eines Stadtrundgangs durch die Innenstadt Beschädigungen an vielen Bäumen zum Beispiel durch Großflächenmäher entdeckt. Der Zusammenschluss der Baumfreunde hatte zu einem Rundgang eingeladen, um genau diese Missstände an den Pflanzen offenzulegen.


Bartens-Korn, die die wenigen Gäste - unter anderem einige Ratsmitglieder - durch die Stadt führte, sieht großen Handlungsbedarf bei der Baumpflege. Für manche der Bäume sieht sie auch keine Perspektive mehr. »Oft fehlt bei den Personen die fachliche Kompetenz, wenn es um Baumpflege geht. Dabei sind spezielle Kenntnisse in der Baumpflege notwendig. Eine Gärtnerausbildung allein reicht nicht aus«, sagt sie.


Und die Expertin sprach die Missstände offen an. »Der Wilhelm-Kern-Platz ist für die Bäume ein stressiger Standort, weil es sich um eine versiegelte Fläche handelt. Die Bäume befinden sich in Betonringen, damit die Steine durch die Wurzeln nicht angehoben werden. Die Bäume wachsen also, wie in großen Blumentöpfen. Mangelnde Bewässerung, zu wenig Belüftung und Platz sind die Folge. Ein Wunder das hier noch Bäume überlebt haben«, sagt Susanne Bartens-Korn, die sich gemeinsam mit Norbert Renger und Roland Quader um die Pflanzen sorgt.

»Für die Baumpflege braucht man keine Kettensäge. Der Einsatz einer Kettensäge ist ein Zeichen für die falsche Baumpflege, die oft viel zu spät durchgeführt wird. Mit einer Astschere oder höchstens noch mit der Handsäge sollte man die Äste, die maximal einen Durchmesser von zehn Zentimetern haben sollten, bearbeiten«, sagt Bartens-Korn.


Auf dem Grünanger machte sie die Gruppe darauf aufmerksam, dass einige Bäume durch den Einsatz von Großflächenmähern und Baggerarbeiten bei Baumaßnahmen beschädigt wurden. »Wurzeln werden von Großflächenmähern abgerissen. Der Boden wird durch die schweren Fahrzeuge nach außen gedrückt und durch das Manövrieren werden die Baumstämme beschädigt«, sagt sie.


Ein weiteres Problem seien Großveranstaltungen wie das Cityfest und der Weihnachtsmarkt, bei denen sehr viele Menschen durch das Begehen der Grünflächen den Boden verdichten würden. »Teile des Grünangers müssten wie eine Wiese maximal zweimal im Jahr gemäht werden, um die Bäume zu schützen. Eine Alternative wäre das Pflanzen von Bodendeckern, um das Umfeld besser zu schützen«, sagt Susanne Bartens-Korn.
Sie bemängelte ein fehlendes Konzept der Stadt für die Baumpflege. Ein Baumkataster sei notwendig, in dem stehen würde, was für jede Pflanze zu machen sei.
Durch Investitionen in die Baumpflege würden unbeliebte Kosten anfallen. »Jede unsachgemäß durchgeführte Baumaßnahme, wie die Pflasterarbeiten auf dem Grünanger, bewirkten ein Baumsterben in spätestens 15 bis 20 Jahren.«


Die Baumfreunde fordern Einsicht in die weitere Planung der Stadt und setzen sich dafür ein, dass die verantwortlichen Politiker Stellung zum Thema Baumpflege nehmen. Alle beteiligten Ämter und Behörden müssten bei diesem Thema zusammenarbeiten. Vor wenigen Tagen gab es erste Gespräche der Baumfreunde mit der Verwaltung, wobei diese Thematik angesprochen wurde (die ESPELKAMPER ZEITUNG berichtete).