Gesamtschule beste Lösung

Veröffentlicht am 09.12.2011 in Schule und Bildung

Quelle: Westfälische Nachrichten
VON JOACHIM EDLER

Warendorf
Der neue Schulentwicklungsplan für die weiterführenden Schulen liegt vor. In der heutigen Sitzung des Schulausschusses soll der Plan, der Schülerzahlen bis ins Jahr 2021 prognostiziert, vor dem Hintergrund der Einrichtung einer Sekundar- oder Gesamtschule in Warendorf diskutiert werden. Gutachter Dr. Detlef Garbe, Experte für den Aufbau von regionalen Bildungslandschaften, empfiehlt darin als perspektivisch tragfähigste Variante für Warendorf eine Gesamtschule mit Sekundarstufe II. Das spiegelt auch die deutliche Meinung der Elternbefragung wieder. Garbe kommt weiter zu dem Fazit: „Eine Gesamtschule mit Oberstufe gefährdet die lokalen Gymnasien mit ihren Oberstufen nicht.“

Die Verwaltung wird deshalb heute vorschlagen, den von der Mehrheit der Politik (CDU und FDP) vorgeschlagenen Weg zu einer Sekundarschule zu korrigieren und eine Gesamtschule für Warendorf einzurichten. Diese soll an den Standorten Hinter den drei Brücken und an der Von-Ketteler-Straße (ab Klasse 8 plus Oberstufe) auf sechs Klassenzüge begrenzt werden. Allerdings mit dem Vermerk, eine siebte Klasse zuzulassen, wenn dies die Anmeldesituation erforderlich macht.

Hintergrund ist, dass die Verwaltung sechs Eingangsklassen (27 Kinder pro Klasse) problemlos in das vorhandene Raumprogramm der Hauptschule und der Von-Galen-Realschule, die dann auslaufen, integrieren kann. Die Schaffung zusätzlicher Klassenräume ist mit zusätzlichen Kosten verbunden. Die Festlegung auf sechs Züge hat laut Schulamt aber auch den Vorteil, dass die Schulleitung ein „Steuerungsmittel“ gegenüber Eltern in der Hand hat, die ihre Kinder unbedingt an der neuen Schule anmelden möchten. Schulamtsleiter Udo Gohl gibt allerdings Entwarnung: „Eine Abweisungsmentalität hat es bisher nicht in Warendorf gegeben und wird es auch nicht geben.“ Um möglichst realistische Schülerzahlen zu bekommen, schlägt das Schulamt vor, das Anmeldeverfahren versetzt zu terminieren: zunächst die Verbundschule in Everswinkel, zeitlich später die Bischöfliche Realschule, um dann, ebenfalls mit einer Zeitspanne von mindestens einer Woche, die Anmeldungen für die neue Schulform in Warendorf zu starten.

Aufgabe des Gutachters Garbe war es, eine Planung zu entwickeln, die davon ausgeht, dass alle Schüler aus Warendorf in ihrem Heimatort beschult werden und auch dort alle Schulabschlüsse bis zum Abitur machen können - ohne pendeln zu müssen.

Eines gleich vorweg: Die Mindestschülerzahl sieht der Experte sowohl für die Einrichtung einer Sekundarschule als auch für eine Gesamtschule erfüllt. An beiden Schulen kann in den ersten drei Jahren eine Sechszügigkeit dargestellt werden. Knapp 200 Schüler, das bestätigt auch die Elternbefragung, würden zu einer der beiden Schulformen wechseln. Da die Elternbefragung gezeigt hat, dass 40 Eltern ihre Kinder weiterhin zur Verbundschule nach Everswinkel schicken werden, wo es keinen gebundenen Ganztag gibt, rechnet Schulamtsleiter Udo Gohl mit einem Potenzial von 160 Schülern. Garbe prognostiziert im Schulentwicklungsplan, dass fünf Prozent der Eltern, die ihre Kinder bislang zur Bischöflichen Realschule oder einem der beiden Gymnasien geschickt hätten, den Weg zu einer Sekundarschule gehen würden. Die Elternbefragung sagt etwas anderes. Hier tendiert die Prozentzahl gegen Null. Anders bei der Gesamtschule. Zehn Prozent Potenzial sieht der Gutachter hier - diese Zahl deckt sich auch mit der Elternbefragung.

Interessant ist die hohe Einpendlerquote: 43 Prozent der Schüler, die das Mariengymnasium besuchen, kommen von außerhalb, 41 Prozent sind es beim Laurentianum. Und 70 Prozent der Schüler, die am Augustin-Wibbelt-Gymnasium unterrichtet werden, kommen ebenfalls nicht aus Warendorf. Diese Zahlen sind für das Schulamt ein wichtiges Indiz dafür, dass alle drei Gymnasien im Falle einer Gesamtschule nicht in ihrer Existenz gefährdet sind.

Zu den Zahlen im Schulentwicklungsplan: Klar, dass die Schülerzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung schrumpfen. Es werden nun mal immer weniger Kinder geboren. Nach neuen Berechnungen der Stadt werden im kommenden Jahr 388 Viertklässler zu einer weiterführenden Schule wechseln. Während die Zahlen in den folgenden drei Jahren ziemlich konstant bleiben, kommt der Einbruch 2017, wenn es nur noch 358 Schüler sind und sinkt nochmals im Jahre 2021 auf 330 Schüler.

Die Grundschulsituation soll gesondert im kommenden Jahr beleuchtet werden.