Pressemitteilung der SPD-Espelkamp zum Thema Schulpolitik

Veröffentlicht am 13.12.2011 in Schule und Bildung

CDU Fraktion setzt auf Mehrheitsverhältnisse statt Elternwillen

In seiner jüngsten Sitzung des Schulausschusses der Stadt Espelkamp wurde über Vorgaben und Inhalte der weiteren Schulentwicklungsplanung beraten. Laut Beschlussvorschlag der Verwaltung sollte der Schulentwicklungsplaner Dr. Garbe damit beauftragt werden, die Planungen zur Gründung einer Sekundarschule weiter zu entwickeln, ein Raumkonzeption hierzu zu erarbeiten und eine mögliche spätere Trägerschaft durch Stadt oder Kirche zu verhandeln. Doch die Bildungskonferenz, besetzt mit regionalen Bildungsvertretern, Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Kirche sowie Eltern- und Schülerschaften, hat nicht über die eigentliche Schulform beraten, sondern lediglich über die Inhalte und Aspekte, die eine zu findende Schulform aus ihrer Sicht unbedingt vereinen muss. Dabei hat man sich u. a. auf Inhalte wie längeres gemeinsames lernen, mehr integrative Unterrichtsformen oder eine stärkere Berufsorientierung geeinigt. Ebenso sollen alle Bildungschancen für unsere Kinder ermöglicht werden.

Genau hier haben unsere Vertreter der SPD-Fraktion im Ausschuss in der Diskussion zur weiteren Schulentwicklungsplanung angesetzt. Denn die Vorgaben aus der Bildungskonferenz werden nicht nur, wie in der von Verwaltung und Dr. Garbe vorgeschlagenen Sekundarschule, sondern auch in der Gesamtschule erfüllt. Aus diesem Grund wollten wir die Elternbefragung und den Auftrag an Dr. Garbe dahingehend ergänzen, dass die mögliche Gründung einer Sekundarschule und alternativ dazu einer Gesamtschule erfragt, geprüft und geplant wird. Schließlich geht es bei der zu findenden Schulform um eine Schulform, die mindestens für die nächsten 25 Jahre die Bildungskarriere unserer Kinder prägen wird.

Doch geht es u. a. nach dem Willen der CDU-Fraktion, werden bereits im Vorfeld zur weiteren Schulentwicklungsplanung die Bildungschancen unserer Kinder eingeschränkt und der mögliche Elternwille zensiert. Ohne eine sachliche Diskussion warf man den SPD Vertretern bei ihrer Einbringung die Planungen zu ergänzen vor, wohl die politischen Mehrheitsverhältnisse nicht zu kennen. Es scheint fast so, als befürchte die CDU Fraktion in der Elternschaft nicht die Mehrheit zu haben. Statt in einen offenen Dialog alle Bildungschancen vorbehaltlos zu diskutieren, warf der Bürgermeister den SPD Vertretern vor, „Hier bleiben zwei Leute auf ihren ideologischen Warften. Lassen Sie diese Späßchen. Wir sollten mit der Bildungskonferenz den Konsens finden.“ Eben diesen Konsens wollten wir mit unserem Antrag finden.

Die Bildungskonferenz ermöglicht mit ihren Vorgaben grundsätzlich zwei mögliche Schulformen für Espelkamp. Eben die vorgeschlagene Sekundarschule und als alternative dazu, die Gesamtschule. Aus unserer Sicht sind beide Schulformen eine interessante Alternative für Espelkamp. Wir sehen in der Sekundarschule ebenso Chancen und Potentiale für Espelkamp, wie mit der Gründung einer Gesamtschule. Doch uns ist bei der Findung der Schulform wichtig, dass nicht allein zu entscheiden, sondern nur mit der Zustimmung der Eltern. So wollen wir die beste Möglichkeit für Espelkamp gemeinsam finden. Doch dazu müssen wir uns alle Bildungsmöglichkeiten offen halten und deren Unterschiede kennen. Ohne, dass die Eltern oder wir als Politik genau wissen, welchen Vor- oder Nachteil bzw. welche Auswirkungen die Gründung einer Sekundarschule oder die einer Gesamtschule für Espelkamp hat, sollte keine Entscheidung gefällt werden. Hierzu müssten jedoch alle Möglichkeiten betrachtet und Gegenübergestellt werden. Doch die CDU Mehrheit scheint wohl lieber Bildungskarrieren zu diktieren, statt alle Möglichkeiten offen zu halten, diese sinnvoll abzuwägen und evtl. den Elternwillen zu respektieren.

Wir halten es deshalb für wichtig zu informieren. Denn die Gesamtschule bietet z. B. Bildungschancen, die die Sekundarschule so nicht bietet. Zum einen wären da die stärkeren verpflichtenden integrativen Ansätze der Gesamtschule, zum anderen aber auch die Möglichkeit, das Abitur an einer Schule, ohne einen erforderlichen Schulwechsel durchführen zu müssen. zu absolvieren. Ein Schulwechsel in der wichtigsten Phase der Schüler/innen bedeutet auch eine damit eng verbundene Umstellung auf ein neues Lernumfeld. Ebenso könnte die Gesamtschule mit einem technischen Abitur die Bildungslandschaft in Espelkamp ungemein bereichern. Dieses Abitur könnte unseren Kindern und Jugendlichen ungeahnte berufliche Chancen ermöglichen. Denn als hoch technologischer und innovativer Wirtschaftsstandort benötigen unsere Unternehmen stets kreative und hochqualifizierte Fachkräfte. Der demografische Wandel führt zu einem steten Wissensverlust in unserem Unternehmen, da ältere Arbeitnehmer ausscheiden und Nachwuchskräfte fehlen. Das gilt besonders für die technischen Branchen. Diesen negativen Einfluss gilt es mit der Schulpolitik entgegenzuwirken. Deswegen wollen wir eine berufsorientierte Ausrichtung bis durch zum Abitur erreichen. Damit sollen nicht nur technische Facharbeiter, sondern auch Ingenieure für die Zukunft qualifiziert werden. Unternehmen müssen so deutlich weniger selbst für die Ausbildung der Nachwuchskräfte investieren. Bereits während der Schulphase und der evtl. anschließenden Studienphase könnten Unternehmen die Jugendlichen bereits begleiten und so früh an sich binden.
Unsere Schulpolitik wird nicht von angeblichen ideologischen Warften oder politischen Machtgehabe geleitet. Wir wollen das Beste für unsere Kinder und das Beste für Espelkamp. Deswegen stehen die Kinder und Jugendlichen bei uns im Vordergrund, nicht Strukturen. Die Entwicklung und Förderung Ihre individuellen Talente, Begabungen und Interessen stehen bei uns ebenso im Fokus, wie die Entwicklung weiterer Kompetenzen. Wir wollen Kindern und Jugendlichen alle Bildungschancen in Espelkamp ermöglichen. Wir wollen sie individuell in ihrer Kreativität und Ausfaltung stützen und fördern, egal aus welcher Herkunft oder aus welchen Verhältnissen sie stammen. Ihre Vielfalt ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.

Wir beschäftigen uns seit langer Zeit intensiv mit unserer Schulpolitik. Hierzu haben wir bereits im Jahr 2007 einen entsprechenden Masterplan „Schule macht Zukunft“ entwickelt. Wir entwickeln diesen Masterplan in einem dynamischen Prozess stets weiter. Z. Zt. befindet sich der Masterplan in einer offenen, transparenten und parteiinternen Diskussion, die eine Weiterentwicklung zum Masterplan „Schule schafft Zukunft 2.0“ anstrebt. Die Abstimmungen hierzu befinden sich in der Endphase. In diesem Masterplan werden unsere Schulpolitischen Visionen mit denen aus der Bildungskonferenz abgestimmt. Schulpolitik ist für uns also nicht nur eine Modeerscheinung sondern Tradition verbunden mit Erfahrung.
Bei allen unseren Überlegungen zur Schullandschaft ist der Erhalt des Gymnasiums in Espelkamp einer unserer Voraussetzungen. Wir favorisieren die Gründung einer Gesamtschule aus den tlw. beschriebenen Unterschieden, ohne die Sekundarschule in ein schlechtes Licht rücken zu wollen. Doch wir sehen mit dem technischen Abitur mehr Perspektiven und Chancen für unsere Kinder in Espelkamp. Dabei müsste die Gesamtschule sich selbstverständlich zum Gymnasium ergänzen und somit eine weitere Bildungschance eröffnen, statt eine zukünftig zu versagen. Woanders funktionieren beide Schulformen seit Jahren. Warum Dr. Garbe mit der Gründung der Gesamtschule gerade in Espelkamp eine Gefahr für unser Gymnasium sieht, bleibt uns jedoch bisher noch verschlossen. Schließlich wurde dieses Szenario bisher keiner intensiveren Prüfung unterzogen. In anderen Gemeinden, wie z. B. Warendorf, betont er zumindest, dass die Gründung einer Gesamtschule auf keinen Fall die bestehenden Gymnasien gefährden wird. Aber da schlägt er ja auch die Gründung einer Gesamtschule selbst vor. Wieso er also gerade für Espelkamp diese Prognose trifft, bleibt wohl sein Geheimnis. Überzeugende Argumente scheint es dafür jedenfalls nicht zu geben bzw. sie entziehen sich wohl unserer Kenntnis.
Wir wollen jedenfalls keine Bildungschancen im Vorfeld kategorisch ausschließen, bevor wir sie nicht ausgiebig prüfen und betrachten konnten. Unsere Vorstellungen und Visionen zur Schullandschaft in Espelkamp wollen wir weiter konstruktiv in einem offenen Dialog mit allen beteiligten weiterentwickeln. Jüngste politische Ereignisse lassen ja darauf hoffen, dass wir die Diskussion nicht frühzeitig abrechen müssen, denn selbst die CDU Fraktion scheint Gesamtschulen mittlerweile grundsätzlich positiv gegenüber zu stehen.