Rat stimmt Standortschließungen zu

Veröffentlicht am 15.11.2012 in Schule und Bildung

NW vom 15.11.2012, von Karsten Schulz

Ina Seidel- und Ostlandschule sind bald Geschichte / Geheime Abstimmung folgt zweistündiger Diskussion

Am Ende war das Ergebnis doch eindeutig:

Mit 22 Ja- gegen 13 Nein-Stimmen und bei einer Enthaltung stimmte der Rat gestern Nachmittag in geheimer Abstimmung der Verwaltungsvorlage zu, die beiden GrundschulStandorte Ina Seidel und Ostland zu schließen.

Zukünftig sollen sie als Grundschule Mittwald im Gebäude der ehemaligen Ernst-Wiechert-Hauptschule, die dann mit der Waldschule verschmolzen ist, weitergeführt werden. Dabei handelt es sich um keine neue Schulgründung, sondern nur um den Bezug eines neuen Gebäudes, wie Bürgermeister Heinrich Vieker noch einmal ausdrücklich betonte. Unter großer Anteilnahme von Eltern und interessierten Bürgern entspann sich im Vorfeld der Entscheidung – nur unterbrochen durch die Bürgerfragestunde – eine fast zweistündige intensiv, in Teilen auch polemisch, geführte Diskussion.


Wilfried Windhorst als Sprecher der CDU-Mehrheitsfraktion stellte fest, dass es ein „uneinheitliches Meinungsbild gibt“. Er selbst halte die Schließung der beiden Standorte für angebracht. Es werde am neuen Standort keine „neue Mammut-Schule entstehen“, wandte er sich an die Eltern. Es werde keine „gravierenden Veränderungen für die Schüler zum jetzigen Standort geben, eher Verbesserungen, so der Fraktionssprecher. Unterstützung fand er bei seinen Fraktionskollegen Dr. Oliver Vogt, Annelie Grothe und Detlef Beckschewe. Die Sprecherin der Schließungsgegner in der Fraktion, Andrea Klassen, trug ein mehrseitiges Papier vor. Dabei machte sie auch Vorschläge, wie der Standort Ostlandschule erhalten und gleichzeitig auch kostengünstig saniert werden kann.


Die FDP mit ihrer Sprecherin Gisela Vorwerg forderte eine „sofortige Entscheidung über die Standortschließung“. „Es sind so viele Argumente ausgetauscht worden, deshalb sind wir nicht schlauer geworden“, so Vorwerg.

Noch deutlicher wurde Paul-Gerhard Seidel (Unabhängige), der von seinem Fraktionskollegen Bernd Selig unterstützt wurde. Seidel sieht hier keine neuen Argumente, die für die Beibehaltung beider Standorte sprechen. „Wir sind dem Wohl der gesamten Stadt verpflichtet und nicht einem beschränkten Kirchturmdenken“, stellte er fest.


Zu Beginn der Sitzung stellte Bürgermeister Heinrich Vieker die aus seiner Sicht prekäre Situation an der Ostlandschule dar. Es sei mit dem Unfallverband verabredet worden, die drei von Pilzsporen betroffenen Klassenräume geschlossen zu halten. Dies sei eine vorübergehende Lösung. Wenn der Standort erhalten bliebe, müsste alles noch einmal beprobt werden. Bei einer Sanierung gebe es Probleme mit der Unterbringung der Klassen: Vieker: „Eine könnte man an der Ina Seidel-Schule unterbringen, die anderen vielleicht in Isenstedt und Frotheim. Das ist schwierig.“


Auf Seiten der Befürworter meldete sich vor allem Grünen-Sprecher Andreas Sültrup zu Wort. Der Schulweg werde nicht sicherer zu bekommen sein. Die Informationsveranstaltung im Bürgerhaus sei „großes Kino gewesen, wo sich der Bürgermeister als Pflichtverteidiger dargestellt hat“. Die Bildungskonferenz habe hauptsächlich über die Sekundarschule konferiert, die Grundschulsituation sei „mal eine Dreiviertelstunde lang angesprochen worden“. „Hier ist etwas versäumt worden. Das hätte nicht passieren dürfen.“


Zuvor hatte SPD-Sprecher Reinhard Hülsmann den Antrag gestellt, eine Entscheidung zu vertagen und zunächst – wie beim Grundschulverbund Süd – eine Bestandssicherung bis 2016 zu geben. Ab 2014/15 könne man dann über die gesamte Grundschulsituation in der Stadt diskutieren. Man brauche doch nichts zu übereilen, so Hülsmann. Es müssten weitere Punkte überdacht und über Alternativen nachgedacht werden. Dieser SPD-Antrag fand bei der Abstimmung ebenfalls keine Mehrheit.