SPD scheitert mit Gesamtschul-Antrag

Veröffentlicht am 08.12.2011 in Schule und Bildung

VON KARSTEN SCHULZ

Espelkamp. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird: So musste Schulamtsleiter Manfred Langhorst gestern zu Beginn der Schulausschuss-Sitzung erhitzte Gemüter zunächst beruhigen, die bereits davon ausgingen, dass der Fachausschuss bereits eine Empfehlung zur Gründung einer Sekundarschule abgeben würde. „Das waren Irritationen, die es im Vorfeld wohl gegeben hat“, so Langhorst.
Es gehe in dem vorliegenden Papier lediglich um das „Szenario“ einer möglichen Sekundarschule, die in Espelkamp gegründet werden könnte. Dieses sollte erarbeitet werden und sowohl den Schulträger Stadt wie Evangelischer Landeskirche zur Verfügung gestellt werden.

Und erst wenn die Gespräche zu einer Schulträgerschaft dann zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht worden seien müsse Politik letztendlich den Grundsatzbeschluss treffen. Langhorst: „Mit der heutigen Abstimmung über die Beschlussvorlage ist jedenfalls die Sekundarschule keineswegs gegründet.“
Dr. Detlef Garbe, der die bisherigen Bildungskonferenzen moderierte und die Schulentwicklungsplanung in Espelkamp von Anfang an begleitete ergänzte den Beamten: „Zur Vorbereitung des letztendlichen Beschlusses gehört natürlich auch die Elterninformation und -befragung und nachfolgend die Entwicklung einer pädagogischen Konzeption, die verbunden ist mit einer Raumkonzeption.“ Nur so könne man auch einen genehmigungsfähigen Antrag auf den Weg nach Detmold bringen. Politik müsse dann auch noch entscheiden, ob lediglich die Eltern der Schüler befragt werden, die die dritten und vierten Klassen der Grundschulen besuchen oder auch die Eltern der Erst- und Zweitklässler.
Gerade hier setzte ein Antrag der SPD an, der bei der Elternbefragung nicht nur die Sekundarschule als Alternative zur Abstimmung vorliegen möchte sondern auch die Gesamtschule. Besonders Reinhard Bösch und Vorsitzender Reinhard Hülsmann machten deutlich, dass sie gerne zu diesem Schultyp auch das Votum der Eltern haben würden.
Sie widersprachen der Auffassung von Schulplaner Garbe, dass mit möglicher Gründung einer Gesamtschule das Gymnasium in Espelkamp gefährdet sei. Garbe: „Sie schwächen damit das Gymnasium zu sehr. Es wäre mit dem heutigen Gymnasium nicht mehr vergleichbar.“ Mit dieser Absicht stießen die Genossen jedoch bei allen anderen Fraktionen auf Widerstand. Selbst Grünen-Vertreter Andreas Sültrup, der auch die Gesamtschule favorisiert hatte, stellte fest: „Dann würden wir die Entscheidungen noch weiter hintenanstellen. Und das wäre für keine Seite gut.“
Bürgermeister Heinrich Vieker sprach das Wort zum Sonntag: „ Hier bleiben zwei Leute auf ihren ideologischen Warften. Lassen Sie diese Späßchen. Wir sollten mit der Bildungskonferenz den Konsens finden.“
Darauf die Erwiderung von André Stargardt (SPD): „Ich finde diese Aussage vom Bürgermeister überheblich. Jedem hier steht frei zu denken, was er will.“

Quelle: Neue Westfälische vom 06.12.2011