"Will den Weg in die Politik gehen"

Veröffentlicht am 12.04.2015 in Allgemein

Interview: Felix Gröting (20) absolvierte Praktikum im Berliner Büro von Achim Post (SPD/MdB)

Espelkamp/Berlin. In der Espelkamper Kommunalpolitik mischt er schon jetzt kräftig mit. Er interessiert sich für alle Themen, die in der Stadt so diskutiert werden. Ob es sich um die Flüchtlingsproblematik dreht oder die zurzeit gerade am heftigsten diskutierte Schulfrage, den von der SPD in den Rat eingebrachten Antrag eines Jugendbeirates oder über die Nachnutzung des Ostlandschulen-Geländes - Felix Gröting (20) hat zu allem eine eigene Meinung. Er ist SPD-Mitglied und das Gegenbeispiel eines politikverdrossenen jungen Menschen. Er beginnt gerade das vierte Semester Bachelor-Studiengang Politikwissenschaften an der Uni Hannover. Dafür muss er insgesamt acht Wochen Praktikumszeiten nachweisen. Ein vierwöchiges Praktikum hat er gerade in der Redaktion des Mindener Tageblattes in Minden absolviert, ein weiteres Praktikum im Büro des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Post in Berlin. Über die dort gemachten Erfahrungen hat NW-Redakteur Karsten Schulz ein Interview mit Felix Gröting geführt:

Was hat Sie dazu bewogen, das Angebot Achim Post?s nach Berlin zu kommen, anzunehmen?

FELIX GRÖTING: Das Angebot kam nicht direkt über Achim Post. Ich selbst habe bei Hartmut Stickan angefragt, der als Büro-Leiter des SPD-Landtagsabgeordneten Ernst-Wilhelm Rahe arbeitet. Am gleichen Abend war noch dazu Neujahrsempfang der SPD in Espelkamp, da konnte ich Achim Post noch einmal direkt fragen. Am nächsten Tag habe ich noch einmal mit Achim Post?s Büro telefoniert, schon hatte ich meinen Platz sicher. Mich hat vor allem gereizt, einmal etwas völlig Neues auszuprobieren, Etwas, das nicht alltäglich ist, zumal ich die Kontakte und die Gelegenheit dazu hatte.

Würde es Sie reizen, später einmal in die Politik zu gehen?

GRÖTNG: Ja, obwohl das ein stressiger und unsicherer Job sein kann.

Was reizt Sie an Politik überhaupt und was würden Sie da am liebsten machen?

GRÖTING: Die Chance, etwas zu verändern und vielleicht auch zu verbessern. Als einzelner Abgeordneter kann man nicht viel bewegen, aber vielleicht etwas initiieren. Und gute Ideen finden sicherlich ihre Mehrheit. Da bin ich mir sicher und lasse mir auch nicht etwas anderes sagen.

Was nehmen Sie von Berlin mit nach Hause?

GRÖTING: Viele interessante Erfahrungen und einen Einblick in den politischen Alltag auf Bundesebene.

In welchem Zustand sehen Sie aktuell die SPD? Passt Ihrer Meinung nach der Kopf zu den Gliedern?

GRÖTING: Da gibt es sicherlich einige Bereiche, die nicht so ganz rund laufen. Innerhalb der Partei gibt es viele Diskussionen, die sicherlich auch notwendig sind und zu einer demokratischen Grundhaltung einer großen Volkspartei dazugehören. Im Gegensatz zur anderen großen Volkspartei hat die SPD nicht verlernt, demokratische Willensbildungsprozesse auch im Inneren zu vollziehen. Und da stehen natürlich auch und immer wieder die führenden Köpfe zur Diskussion und Disposition. Und über die Kanzlerfrage ist ja noch längst nicht entschieden. Da werden ja gerade zurzeit immer mehrere Namen ins Spiel gebracht.

Wenn Sie Parteivorsitzender wären, was würden Sie ändern, was könnte Ihrer Meinung nach so bleiben?

GRÖTING: Wir müssen uns an unsere Ursprünge als Arbeiterpartei wieder deutlicher erinnern. Die Besserverdienenden, diejenigen, die stark sind in unserer Gesellschaft und immer stärker werden, müssten in die Pflicht genommen werden für die Ärmeren und Schwächeren. Das Solidaritätsprinzip muss wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Der gesetzliche Mindestlohn ist da ein guter Anfang. Trotzdem sind viele Berufsgruppen nach wie vor unterbezahlt, wie die Pflegekräfte oder auch viele Angestellte in pädagogischen Berufen. Durch einen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze könnte man dazu beitragen, unsere Gesellschaft wieder kinderfreundlicher zu gestalten, so dass wieder mehr Kinder geboren werden. Frauen müssten in ihren Berufs-und Karrierewünschen besser gefördert werden. Die SPD sollte sich klar von der CDU und vor allem der CSU abgrenzen und keine Koalitionen mit den konservativen Volksparteien mehr eingehen. Nur so können die Sozialdemokraten die eigenen Ziele besser umsetzen, nur so können so fürchterliche Gesetzesvorhaben wie die Autobahn-Maut für Ausländer verhindert werden. Ich bin für eine rot-rot-grüne Regierung für Deutschland.

Sehen Sie die Belange von Jugendlichen und jungen Menschen ausreichend berücksichtigt in der SPD?

GRÖTING: Durch die Übernahme der Studiengebühren durch den Staat ist es theoretisch jedem möglich, zu studieren. Und auch eine Garantie für einen Ausbildungsplatz bietet jedem eine Perspektive. Ich denke schon, dass diese sehr wichtigen Ziel gerade für junge Menschen in Deutschland erreicht werden. 

Man denke nur an die fürchterliche Situation in vielen südeuropäischen Staaten, wo es gerade unter jungen Menschen eine Massenarbeitslosigkeit gibt und sie erst gar keine Perspektive erhalten, Familie und Kinder zu ernähren und eine Existenz aufzubauen.

Gab es Situationen/Augenblicke/Beschäftigungen, die Ihnen besonders gut gefallen haben, gab es welche, die Ihnen gar nicht gefallen haben?

GRÖTING: Wir hatten vom Praktikantenprogramm eine Gesprächsrunde mit Thomas Oppermann. Das fand ich besonders interessant, da wurde über praktische Dinge diskutiert. Genauso bei den Arbeitsgruppensitzungen für Äußeres, zu denen ich Achim begleitet habe. Wir hatten auch viele Gespräche mit europäischen Botschaftern. Die waren zwar ebenfalls informativ, jedoch auf Dauer etwas monoton.

Wenn Sie die Kommunalpolitik mit der Bundespolitik vergleichen, was ist anders, was ist besser oder schlechter?

GRÖTING: Kommunalpolitik ist vielseitiger und umfangreicher, Kommunalpolitik dafür direkter. Von der ist man persönlich mitunter stärker betroffen. Für beides braucht man definitiv viel Fachwissen und beides hat seinen Reiz.

Felix Gröting, was haben Sie als Nächstes vor?

GRÖTING: Ich mache meinen Abschluss in Politikwissenschaften und strebe dann ein Zeitungs-Volontariat an. Ob sich der Weg in die Politik für mich öffnet, sehen wir dann. Ich wäre bereit, ihn zu gehen.