Wünsche mir eine Gesamtschule

Veröffentlicht am 14.01.2012 in Schule und Bildung

Zur Schuldiskussion und zur Schulentwicklungsplanung in Espelkamp hier ein weiterer Leserbrief. Der Verfasser ist Mitglied der SPD-Fraktion im Rat der Stadt.

„Als Familienvater, der alle in Espelkamp vorhandenen Schulformen erlebt hat, möchte ich mich zu der zukünftigen Schulentwicklung in Espelkamp äußern. Im Rahmen der Schulentwicklungsplanung soll eine Sekundarschule neben dem bestehenden Gymnasium gegründet werden. Haupt- und Realschule werden aufgegeben. Die Sekundarschule eröffnet, wie die Gesamtschule, die Möglichkeit des längeren gemeinsamen Lernens und – entsprechend dem Lernniveau – die Chance, leicht in den schulischen Angeboten (Kursen) zu wechseln. Zu erwarten ist auch, dass das Gemeinschaftsverständnis, die soziale Kompetenz der Schüler verbessert werden kann. Insofern ist dies der richtige Weg. Ich frage mich allerdings, warum nach Abschluss der 10. Klasse der Sekundarschule ein Wechsel in Klasse 10 des Gymnasiums oder des beruflichen Gymnasiums des Berufskollegs Lübbecke sinnvoll sein soll. Die Schüler wiederholen die 10. Klasse und sollen dann in der Oberstufe mit den Schülern des Gymnasiums, die bekanntlich ihr Abitur in zwölf Jahren erwerben, mithalten. Wie schlau ist das denn? Hier wäre es meines Erachtens besser, für die Schüler, die nicht begabungsbedingt nach der Grundschule zum Gymnasium wechseln können, eine Gesamtschule mit Oberstufe einzurichten. Die Oberstufe würde mit der Klasse 11 beginnen und eine kontinuierliche Weiterführung der Bildungsarbeit ermöglichen.

Hierdurch würde die Chance auf das Abitur für Kinder, die nicht nach der Grundschule den gymnasialen Weg gehen können, erheblich verbessert. Bei der Betrachtung der Schullandschaft in Espelkamp wird meines Erachtens unzureichend berücksichtigt, dass der Christliche Schulverein eine Gesamtschule als Teilstandort der Gesamtschule Detmold betreiben möchte. Der Christliche Schulverein hat offensichtlich den Bedarf für eine Gesamtschule in Espelkamp erkannt. Es ist davon auszugehen, dass dieses Gesamtschul-Angebot auch zu einer Reduzierung der Schülerzahlen der geplanten Sekundarschule sowie des Söderblom Gymnasiums führen wird. Wäre es für die Schulentwicklung in Espelkamp nicht die bessere Lösung, neben dem Gymnasium als Ersatz für die Sekundarschule eine Gesamtschule in kirchlich/christlicher Trägerschaft für Espelkamp zu gründen?
Auch wenn mir bekannt ist, dass sich die Lerninhalte in manchen Bereichen unterscheiden, sehe ich doch die Chance, dass sich Christenmenschen hier verständigen könnten. Die Frage der Gründung einer Gesamtschule soll nach mehrheitlich politischem Willen im Rahmen der Bildungskonferenz nicht weiter betrachtet werden. Hierfür werden Kostenargumente und die Befürchtung der Schwächung des Söderblom Gymnasiums genannt. Wenn im Rahmen einer Bildungskonferenz nach der besten Lösung für Espelkamp gesucht werden soll, dann muss der Prozess ergebnisoffen mit allen Akteuren (auch dem Christlichen Schulverein) geführt werden. Hier darf es nicht nach dem Motto „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ gehen. Als Familienvater mit erwachsenen Kindern hätte ich seinerzeit die Alternative der Gesamtschule gerne gehabt. Ich wünsche mir jetzt für Espelkamp eine Gesamtschule mit den drei unterschiedlichen Profilen Wirtschaft-Technik- Kultur/Musik/Gesellschaft.“

Günter Bünemann
SPD-Espelkamp