Biogas in Espelkamp: SPD informiert sich und die Bürger

Veröffentlicht am 27.03.2009 in Kommunalpolitik

Espelkamp / Werlte: Sie sind klein, arbeiten rund um die Uhr und produzieren das, was die Menschen am meisten benötigen: Energie. Die Bakterien im Fermenter einer Biogasanlage sind das Herzstück. Sie verwandeln energiehaltige Elemente des jeweiligen Ausgangsstoffes in Biogas.
Auf Enladung des SPD Bürgermeisterkandidaten Hartmut Stickan besuchten jetzt interessierte Bürger und Mitglieder der SPD Fraktion eine Vorzeigeanlage der EWE-Biogas im niedersächsischem Werlte. „ Sachliche Informationen für jeden anbieten, der über die geplante Anlage in Espelkamp mitreden möchte“ fasste Stickan schon bei Ankunft das Ziel der Reise zusammen. Und es wurde nicht zuviel versprochen.

Zunächst stellte Dipl. Ing. Thomas Götze vom Betreiber, dem oldenburgischen Regionalversorger EWE, die Funktionsweise von Biogasanlagen in einer einstündigen Präsentation zusammen. EWE betreibt aktuell 4 Biogasanlagen, 3 davon auf Abfallbasis ( Gülle etc ) und eine mit nachwachsenden Rohstoffen NaWaRo ( Mais, Gras etc ).
Grundproblem einer jeden Anlage sei immer die Nutzung der Abwärme: Bei der Verbrennung des gewonnenen Biogases in einem Motor ( BHKW ) wird mit max. 35% der Energie Strom produziert. 65% der Energie fallen jedoch als Abwärme an. Vom Nutzungskonzept für diese ganzjährig anfallende Wärme ist der wirtschaftliche Erfolg einer solchen Anlage wesentlich abhängig. In Werlte war bei Übernahme der Anlage durch EWE so ein Konzept nicht vorhanden und auch nicht realisierbar. Darum hat man sich bereits 2007 entschieden, als einer der ersten das Biogas noch weiter aufzubereiten und als Erdgas ins vorhandene Ortsnetz einzuspeisen. Dazu wird dem Biogas zunächst Schwefel und Wasserdampf, dann in einer sogenannten Druckwechselabsorption auch CO² und Stickstoff entzogen. „Das eingespeiste Biomethan hat zu 99% die gleichen Eigenschaften wie das übrige Erdgas und genau den gleichen Heizwert“ ist Thomas Götze mit Recht stolz auf die hier realisierte Pilotanlage. „Wir haben kaum Störungen, und wenn sind die meistens durch den regulären Betrieb der klassischen Biogasanlage verursacht. Es gibt keinerlei Beschwerden über unsere Gasqualität.“
Bei einem Rundgang über das Gelände konnten sich die Teilnehmer ein Bild von dem technischem Aufwand machen, der benötigt wird um Bioenergie herzustellen. In der anschließenden Diskussion wurden auch kritische Punkte souverän von EWE beantwortet. Die Versorgung mit dem Gärmaterial, egal ob Abfallstoffe und besonders auch bei NaWaRo Material ist die wichtigste Aufgabe, die vor der abschließenden Planung weitgehend sichergestellt werden muss. Nicht unterschätzen sollte man auch die Transportmengen: Da das Material während des Gärprozesses kaum an Masse abnimmt, muss alles Inputmaterial auch wieder wegfahren werden. „Wir verarbeiten in unserer Anlage 90.000 t ( 55000 t Gülle und 35000 t Abfallstoffe ), das sind 450 Lkw die Material bringen pro Jahr und die gleiche Anzahl die die Gärreste ( „Edelgülle“) wieder abholen. Das geht schon zu Lasten der Zuwegung“ sprach Thomas Götze aus der Praxis. Und eine gute Zusammenarbeit mit dem Gasnetzbetreiber sei notwendig. Die Schnittstellen müssen reibungslos funktionieren, sonst ist Ärger vorprogrammiert, sah er die in Espelkamp geplante Konstellation mit Stadtwerken, EON und RWE als Netzbetreiber durchaus kritisch. „Mit der Aufbereitung von Biogas zu Erdgas steht uns eine Energieform zu Verfügung, die sofort fossile Energie ersetzen kann, rund um die Uhr verfügbar, transportfähig ist und damit den Standort der Biogasanlage frei vom Verbraucher wählbar macht, solange eine Erdgasleitung in der Nähe vorhanden ist“ wies Hartmut Stickan abschließend auf den besonderen Vorteil von Bioerdgas hin.