"Ziehe den Hut vor dem Mut der Genossen"

Veröffentlicht am 04.07.2014 in Kommunalpolitik

NW vom 04.07.2014

Im folgenden Leserbrief beschäftigt sich ein Mitglied der SPD-Ratsfraktion Lübbecke mit den Querelen um den Partei- und Fraktionsaustritt von Reinhard Hülsmann in Espelkamp. 

"Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht Dasselbe . . .! Ein Hoch auf das Ehrenamt!? Die meisten Aufgaben, Projekte oder auch nur die Aufrechterhaltung des Organisationsbetriebes der unterschiedlichen Gruppierungen wären ohne die engagierten Mitbürger einfach nicht durchführbar. Und dennoch ist Ehrenamt nicht gleich Ehrenamt; gibt es eklatante Unterschiede in der Ausübung, der Anerkennung und vor allem in der Frage der Aufwandsentschädigungen bzw. Vergütungen. Es gibt diejenigen, die das Amt wörtlich nehmen und unentgeltlich ihre Freizeit dafür opfern; es gibt andere, die aufgrund ihrer speziellen Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung bekommen und dann gibt es noch die ganz ?speziellen?, die darüberhinaus fast schon mit einem zweiten Gehalt bedacht werden. 

Dies alles gilt im besonderen Maße auch für die Kommunalpolitik. Naturgemäß ist dort der "Run" auf die zuletzt genannten Ämter besonders stark und so hat sich überall die Unsitte eingeschlichen, diese "Pöstchen" als Geschenk an bestimmte Mitglieder innerhalb der Fraktionen zu vergeben - möglichst noch auf Lebenszeit. So auch jahrelang in Espelkamp. 

Doch jetzt hatten die Genossen der SPD die Nase davon voll und haben ein richtungsweisendes Zeichen gesetzt! Sie haben ihren Altgenossen Hülsmann die Wiederwahl zum stellv. Bürgermeister verwährt . Und siehe da, der bewährte Genosse verweigert die Gefolgschaft und wechselt zu einer anderen Partei. Sozialdemokratische Ideologie hin oder her, wenn es um harte Euros geht, hat das Wort Parteitreue keine Bedeutung mehr. "Nimmst Du mir mein Spielzeug (Geld) weg, dann spiel ich nicht mehr mit." Aber wir befinden uns nicht im Sandkasten, und Kommunalpolitik ist auch kein Spiel! Ich ziehe daher meinen Hut vor dem Mut der Genossen, mussten sie doch von vornherein mit eben dieser Reaktion rechnen. 

Leider bilden sie damit die absolute Ausnahme in der Parteienlandschaft und wir werden uns deshalb auch weiterhin mit altbewährten "Klebepöstchen" bzw, deren Inhaber nach dem bekannten Motto abfinden müssen - Leider!"

Manfred Muth

Lübbecke