Eltern wollen Gesamtschule – Sekundarschule fällt durch

Veröffentlicht am 29.10.2011 in Schule und Bildung

Quelle: Der Westen
28.10.2011, von Thorsten Bottin

Menden. Eindeutiger hätte die Elternbefragung zu neuen Schulformen in der Stadt kaum ausfallen können: 160 Eltern würden ihre Kinder an einer Gesamtschule anmelden, aber nur 31 an einer Sekundarschule.

Damit wird Menden ganz sicher zum Schuljahr 2012/2013 eine Gesamtschule Am Gelben Morgen bekommen.

Vergangene Woche hatte die Stadtverwaltung 1016 Eltern angeschrieben und befragt, ob sie ihre Kinder an einer Gesamtschule oder einer Sekundarschule anmelden würden, wenn diese Schulformen kommendes Jahr neu in Menden eingerichtet werden. 100 Eltern von aktuellen Viertklässlern hätten sich in der Befragung für eine Gesamtschule aussprechen müssen, doch diese Marke wurde deutlich getoppt, wie das gestern vorgelegte Ergebnis zeigt.

"Bei einem positiven Ergebnis muss eine Gesamtschule eingerichtet werden“, erklärt Fachbereichsleiter Dieter Michel die Konsequenz aus diesem Ergebnis. Dass auch unter den Eltern von Drittklässlern 174 ihre Kinder „eher ja“ oder „ganz bestimmt“ an einer Gesamtschule anmelden würden, zeige, wie nachhaltig der Bedarf nach dieser Schulform ist.

In der selben Umfrage ist die Sekundarschule hingegen durchgefallen. Bei den Eltern der Viertklässler zeigten lediglich 31 Interesse an dieser noch jungen Schulform in NRW, bei den Drittklässlern waren es mit 33 nur unwesentlich mehr. Die Hürde zur Errichtung der Schule wären 75 Stimmen gewesen. Dass sie klar verfehlt wurde, lässt Dieter Michel zufolge keinen Spielraum für die Stadt: „Wir haben keinen Auftrag der Eltern für die Errichtung einer Sekundarschule.“ Die Verwaltung werde dem Stadtrat deshalb vorschlagen, die Pläne zur Errichtung einer Sekundarschule in Lendringsen am Bieberberg zu „stornieren“.

Vom Ergebnis der Elternbefragung erfuhren gestern bereits die schulpolitischen Sprecher der Ratsfraktionen. Nun ist es am Stadtrat, über die Größe der kommenden Gesamtschule zu entscheiden. Bei einer durchschnittlichen Klassengröße von 25 Schülern würde das Ergebnis der Elternbefragung auf sechs Eingangsklassen hindeuten. Dieter Michel weist aber darauf hin, dass Menden sich mit den Nachbarstädten Wickede und Fröndenberg abstimmen muss. Anfang November werde deshalb ein von der Bezirksregierung Arnsberg moderiertes Gespräch mit den Nachbarkommunen über die regionale Schullandschaft stattfinden. Das Ergebnis dieses Gespräches wird der Stadtrat berücksichtigen müssen.

Bereits abgestimmt ist, dass die ersten Klassen der neuen Gesamtschule in Räumen der Hauptschule Am Gelben Morgen starten. Was mit dem Schulzentrum in Lendringsen geschieht, wenn dort keine Sekundarschule eingerichtet wird, vermochte Michel noch nicht vorauszusagen. Tendenziell werde die Realschule wohl erhalten, erklärte er gestern.

Über die Zukunft der Hauptschule Lendringsen hingegen besteht Unklarheit: „Die Verwaltung wird sich die Hauptschullandschaft noch einmal genau ansehen und der Politik dann einen Vorschlag unterbreiten“, sagte er. Denn die Elternbefragung zeigt auch dramatisch den Bedeutungsverlust der Hauptschulen: Nur drei Eltern zeigten Interesse, ihre Kinder an dieser Schulform anzumelden.

Unter Druck gesetzt werden durch die Umfrageergebnisse aber auch die Mendener Gymnasien: Denn sogar von den 298 Eltern von Viertklässlern mit Gymnasialempfehlung haben in der Befragung 100 die Gesamtschule Menden präferiert, „nur“ 142 würden ihre Kinder am Gymnasium anmelden. Dieter Michel vermutet als Grund die Angst der Eltern vor dem achtjährigen Gymnasium G8 und dem Druck, den es auf die Kinder ausüben könnte. An der Gesamtschule haben die Schüler nämlich weiterhin neun Jahre Zeit, ihr Abitur zu „bauen“.