»Ein staatlicher Träger ist besser aufgestellt«

Veröffentlicht am 17.05.2012 in Schule und Bildung

Sekundarschule: Lehrer äußern sich zu möglicher Trägerschaft
 

Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB).

Die Sekundarschule soll für Espelkamp das Modell der Zukunft werden. Das hat der Rat beschlossen. Doch wie sieht die Ausgestaltung der Trägerschaft aus? Darüber machen sich Karl-Heinz Brandhorst, Konrektor der Waldschule und Lehrer-Vertreter im Schulausschuss, sowie Lehrerkollege Helmut Brettholle, Mitglied des Lehrerrates, Gedanken.

»Es gibt einen großen Konsens, dass die Sekundarschule richtig ist. Das ist schon in Ordnung«, sagt Brandhorst. Brettholle fügt an, dass dies »dringend notwendig« sei, auch wenn Espelkamp derzeit mit mehr als 500 Hauptschülern noch eine positive Ausnahme darstelle. »Aber in Espelkamp werden auch immer weniger Schüler in den Hauptschulen angemeldet. Wir schaffen für das nächste Schuljahr gerade noch zwei fünfte Klassen.«
 

Die Sorge der beiden bezieht sich auf die Ausgestaltung der Trägerschaft. Sollte die Kirche diese sowohl für Gymnasium wie auch für Sekundarschule übernehmen, verabschiede man sich aus der öffentlichen Trägerschaft. Damit sieht Brandhorst aber Projekte der Waldschule wie den gemeinsamen Unterricht, den Ganztagsunterricht sowie verschiedene Kooperationen gefährdet. »Den gemeinsamen Unterricht gestalten wir seit fünf, sechs Jahren erfolgreich. Den Ganztagsunterricht gibt es seit 16 Jahren. Wir haben Angst, wenn wir aus der städtischen Trägerschaft herausgehen, dass es nicht so weitergeht.« Brettholle konkretisiert. Mit der Sekundarschule baue man eine neue Schulform auf. »Das heißt aber nicht, dass es keine Hauptschüler mehr gibt.« Es sei notwendig, dass die Hauptschüler an der neuen Schule entsprechend gefördert werden. »Sonst gehen sie unter.«

Darüber hinaus stellen sie sich auch die Frage, wie das künftige Lehrerkollegium an der Sekundarschule zusammengestellt sein wird. »Für den gemeinsamen Unterricht haben wir eine nicht unerhebliche Zahl von Sonderschullehrerin aufgenommen.« Aus welchem Pool werde sich aber ein eventueller kirchlicher Träger bedienen, fragt Brandhorst. »Was geschieht mit Lehrerkollegen, die keiner Konfession angehören?« »Ein staatlicher Träger ist da besser aufgestellt.« Brandhorst sieht die Gefahr, dass die Fähigkeiten, die man durch die Sonder- und Hauptschullehrer habe, »möglicherweise nicht genügend berücksichtigt werden könnten«. Der städtische Träger habe sich immer sehr fürsorglich gegenüber der Waldschule gezeigt. Brandhorst kritisiert aber. »Mit Informationen über dieses Thema sind wir mehr als unterversorgt.« Häufig hätte er beschwichtigende und ausweichende Antworten erhalten.
Als Mitglied des Schulausschusses erklärt er, dass seines Erachtens die Entscheidung über eine Trägerschaft längst gefallen sei. Unverständlich für ihn sei, mit wieviel »Nonchalance« der Schulträger sich aus dem Bereich verabschieden will. Brandhorst spricht sich dafür aus, dass eine künftige Sekundarschule beim öffentlichen Schulträger bleiben müsse. »Es ist ja nicht so, dass die Kirche ein schlechter Träger ist.« Ganz im Gegenteil: das Söderblom-Gymnasium sei der beste Beweis. Doch sehe er wie auch sein Kollege Brettholle die staatliche Trägerschaft als notwendige Alternative.
Die beiden Lehrer fragen zudem, ob nicht mit der Abgabe der Trägerschaft finanziell ein Fass ohne Boden aufgemacht werden könnte. In Gesprächen während einer Schulkonferenz, hätten sich auch Eltern skeptisch geäußert, und gefragt, ob ein Schulträger für Gymnasium und Sekundarschule überhaupt sinnvoll sei.
Neben der Trägerschaft beschäftigt die Lehrer auch die Gebäudefrage. So soll die Waldschule nach Berechnungen des Schulexperten Dr. Detlef Garbe 2017/18 nicht mehr benötigt werden. »Dass dieses Gebäude so abgestoßen wird, ohne Reflexe des Schulträgers, ist mir persönlich völlig unverständlich«, so Brandhorst.